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Vorweggenommener Nachruf

An die verantwortlichen Diplomaten oder

„Vorweggenommener Nachruf“

 

Was ist, wenn du nicht mehr bist 

 

Es gibt Zahlen, Daten und Fakten für dich,

Die Länge der Hörner,

Die Breite deines Mauls

Dein Gewicht 

 

Aber es ist soviel mehr

Was dich beschreibt,

Der Klang deines Körpers,

Wenn du schwer beleibt

Laufend durch den Busch

Mit deinen Füßen Zeichen schreibst

Zum territorialen Markieren,

Mit ihnen den Boden reibst

Dein schweres Haupt hinunterbeugst 

Zu den Gräsern und schnaubend frisst 

Währenddessen du zufrieden seufzt. 

 

Aber da ist etwas Dunkles und Düstres um dich herum. 

In Afrika heisst es, wenn der graue Lorrie schreit- geht es um.

 

Männer mit Gewehren und Sägen 

Pirschen leise, dich zu erlegen. 

Ein Schuß fällt ein zweiter, 

Dein Schreien, denn dein 

Leben geht noch weiter. 

 

Nachdem du zu Boden gegangen bist 

Sind die Zähne der Säge hungrig 

Und sie frisst 

Sich durch dein mächtiges Horn

Du keuchend am Boden liegend, 

Jetzt noch nicht tot,

Deine Seele und Geist alles mitkriegend. 

 

Fakten: 

Das von deiner schwarzen Art

Nur noch 4500 Exemplare existieren,

Eine mickrige Zahl die uns davon trennt

Dich für immer zu verlieren. 

 

Mein Versuch mit Worten zu beschreiben,

Was wir verlieren, wenn wir weiter betreiben,

Dich auf unmenschliche Art zu entleiben. 

Wir jagen, wir schießen, wir sägen

Lassen dich liegen

 

Mit deinen Beinen grotesk Richtung Himmel gereckt

Erfüllst du einen einzigen Zweck. 

Die Gier. 

 

Währenddessen färbt dein Blut den Sand rot

Der Ranger sagt: Nr. 5,

Nr. 5 ist tot.

 

Sie geben euch keine Namen mehr 

Sondern Nummern 

Um versucht Distanz zu wahren,

Denn einen jeden Ranger trifft es 

Im Herzen muss er sagen:

"Nr. 5 ist tot."

So kann er es vermeintlich besser ertragen.

 

Und keiner frägt: 

Was ist, was ist -

Wenn du nicht mehr bist. 

 

Ich begreife das nicht. 

Dein Verschwinden tut mir so im Herzen weh,

Und wie ein kleines Mädchen,

Ich weiß es klingt töricht

Wünschte ich zu mir käm eine Fee

 

Die sagt dann: Du hast drei Wünsche frei! 

Mein Erster wäre: 

Ich wünsche mir das Nashorn herbei. 

Und das es kann bleiben. 

 

Der Zweite wäre: 

Das die Menschen über das Töten von dir

Aufhörten zu schweigen. 

 

Der Dritte ist: 

Das ich könnte zaubern. 

 

Ich würde zaubern 

Worum ich jetzt nur kann bangen: 

Die Freundschaft zwischen Nashorn & Mensch

Soll von vorne anfangen. 

 

Denn, 

Was ist, 

Was ist eigentlich 

Wenn du nicht mehr bist? 

 

Warum frägt keiner, 

Schreit keiner, 

Weint keiner. 

 

Wenn du da liegst, 

Deine Beine Richtung Himmel gestreckt,

Das Blut aus dir läuft,

Elendig verreckt. 

 

Währenddessen geht dein Horn auf Reise

Und Diplomaten, nach außen 

Auftretend sehr weise

Sich im Geheimen verdingen

Das dir dein Wert "zuerkannt" wird,

Nachdem sie dich geschützt von Gesetz

In einer Plastiktüte außer Landes bringen. 

 

Durch sie dein Horn aufgewogen wird

In Gold pro Gramm. 

Dort im fernen Vietnam 

 

Da können wir dann Sitzen

Auf deinen abgesägten Füßen

Um vermeintlich wichtige

Menschen zu grüßen. 

 

Während wir dein Horn einschnaubend 

Durch die Nase wie Kokain so heisst es

Den Verstand beraubend

Oder aufgerührt als anregenden Saft

Du aufgehst in Pulver und unsere Lungen füllst

Mit deiner Kraft 

 

Was ist 

Was ist eigentlich 

Wenn du nicht mehr bist? 

 

Warum frägt keiner 

Schreit keiner 

Weint keiner 

 

Wenn du da liegst 

Deine Beine grotesk

Richtung Himmel gereckt

Das Blut rot aus dir

In den Sand läuft

Elendig ver... 

 

Übrig bleibt: 

Die Rasse die es nicht erträgt, 

Das du in deiner Art perfekt bist 

Die Irrglauben lieber nachhängt 

Als tut was Recht ist. > >

 

Die Geld 

Und Gold für 

Wichtiger hält, 

 

Als lebende Wesen 

Und übrig bleibt, ein einziger Satz:

Ja, das Nashorn, das Nashorn 

Das ist einmal gewesen. 

 

Was ist, 

Was ist eigentlich 

Wenn du nicht mehr bist?

 

Stehend am Mittag im Busch in Afrika, 

Still versunken in deiner Betrachtung 

Und du siehst zurück zu mir 

Mit einem Blick ohne Verachtung 

Weder wütend noch hasserfüllt 

Sondern mit Kraft, Stärke und Ruhe 

Ich unruhig und aufgewühlt 

Erfüllt mit all den Gedanken 

Was wir dir angetan, 

Du sprengst die Schranken 

kommst einen Schritt auf mich zu 

Und blickst mich friedlich an.